
Der SWR sendete kürzlich die zehnminütige Eröffnungsrede von Herbert Gruhl auf dem Gründungsparteitag der Grünen in Karlsruhe vom Januar 1980. Von viel Vorbereitungsarbeit spricht da der kommissarische Vorsitzende, auch davon, dass die neue Partei sich allenfalls selbst aufhalten könne. Dass Gruhl überhaupt dort sprach, lag an seiner ursprünglichen Partei der CDU, an Helmut Kohl. Heribert Schwan und Tilman Jens zitieren in ihrem Buch Vermächtnis (2014) aus den Kohl-Protokollen: Man „hätte ihn [den CDU-Umweltexperten Gruhl] pflegen müssen“.
Da stand er nun, der Bundestagsabgeordnete Herbert Gruhl, auf dem Gründungsparteitag der Grünen, neben Petra Kelly ihr bekanntestes Gesicht, inhaltlich profiliert. Wie in der Eröffnungsrede erwähnt, stieg die Mitgliederzahl der damals sogenannten „Sonstigen Politischen Vereinigung/Die Grünen“ in kurzer Zeit sprunghaft an. Was da hinzu kam, waren vor allem die bis dato ins Hintertreffen geratenen linksalternativen Listen. Die neue Partei war nach ihrem Einzug in das Landesparlament von Bremen vielversprechend. Das Gemengelage war so, dass Herbert Gruhl nicht genug Anhänger aus der CDU mitziehen konnte, die freischwebende Linke dagegen hatte nichts zu verlieren und drängte in die Partei. Das Mittellager war letztlich unerfahren. Damit hatten die Karrieristen sich die Partei zur Beute machen können. Gruhl wurde durch entsprechende Mehrheiten zur Seite geschoben. Diesmal war nicht der Wirtschaftsflügel einer Partei das Problem, sondern fehlender Sachverstand vor allem in wirtschaftlichen Fragen, was dem im Grunde ordoliberalen Gruhl auffallen musste. So war das mit dem von ihm geprägten Leitspruch „Weder links, noch rechts, sondern vorn“ nicht gemeint. Die Grünen waren zwar gegründet, von denen sich Gruhl aber „bald schon wieder distanzierte“, wie Schwan und Jens formulieren.
Bei den Grünen, weil Kohl ihn ziehen ließ weiterlesen