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Zu Gast in Hannover November 2021

21:42:53 28.05.2023 gepostet von wirtz@superkabel.de um 21:42:53 28.05.2023
Rathaus Hannover

Anläßlich des 100. Geburtstages von Herbert Gruhl hatte die Herbert-Gruhl-Gesellschaft e.V. für den 5./6. November 2021 nach Hannover eingeladen: „Ein Umweltschützer mit Liebe zu Deutschland“.

Die Würdigung der Landschaft
Einführung von Volker Kempf

Einführend erklärte Volker Kempf, dass das umweltpolitische Engagement Gruhls in der CDU begann und dort ein gewisses Maß an Patriotismus „normal“ gewesen sei. Wer sich dann in den formierenden Grünen einbrachte, bewegte sich in einem anderen Umfeld. Gruhl konnte hier keine politische Heimat finden.

Seit Gruhl 1993 verstarb, habe sich auch in ökologischen Fragen einiges verändert. Kempf griff diesbezüglich Gruhls Festrede zum Tag der Landschaft von 1978 mit dem Titel „Ende der Landschaft – Ende der Mensch­lichkeit“ auf. Darin habe Gruhl ausgeführt, dass nicht nur Rohstoffe knappe Ressourcen seien, sondern auch ansprechende Landschaften mit viel Natur. Nach Gruhls Auffassung habe die „Unwirtlichkeit der Städte“ (Alexander Mitscherlich) die Landschaften als Erholungsraum nur umso wichtiger werden lassen, was Straßen und andere Siedlungstätigkeiten nach sich zöge, also die Landschaft selbst belaste. Es sei vor allem die „Gigantomanie“, die der Landschaft zu schaffen mache. Kempf erinnerte dies­be­züglich an den sozialen Wohnungsbau der 1970er Jahre mit riesigen Wohn­an­lagen. Auf die Windindustrie, die heute mit gigantischen Anlagen mit Höhen von 250 Metern arbeite, habe Gruhl in seinem Vortrag über die Landschaft nicht eingehen können, da das noch nicht die Zeit dafür war. Aber der negative Einfluss auf die Ressource intakte Landschaft sei unübersehbar. Jeder könne sich ein eigenes Urteil erlauben, ob das höhere Ziel Klimaschutz derlei Eingriffe in die Landschaft rechtfertige.  

Zum 100. Geburtstag von Herbert Gruhl
Heinz-Siegfried Strelow

Heinz-Siegfried Strelow gab als ehemaliger Weggefährte Gruhls aus den 1980er Jahren Ein­blicke in dessen Vita und die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP) sowie der Unab­hän­gigen Ökologen Deutschlands (UÖD). Während der Umweltschützer Gruhl in der eman­zi­pa­tionsideologisch geprägten  Partei der Grünen als Konservativer wie ein Fremd­körper wirkte, konnte die von ihm mitgegründete ÖDP mit seiner „Liebe zu Deutschland“ nicht viel anfan­gen und fand beim linkskatholischen Flügel seine Gegenspieler. Er verließ diese Partei 1990. Die UÖD sei ein Freundeskreis aus Weggefährten Gruhls gewesen, nicht unpolitisch, aber ohne den Anspruch eine Partei zu werden.

Degeneration und Regeneration – Der ökologische Entropiegedanke von Herbert Gruhl
Michael Beleites

Michael Beleites nahm sich des Entropiege-dankens bei Herbert Gruhl an und machte deutlich: „Natur ist mehr als Ressource. Der Schlüssel zur Lösung der Menschheitspro-bleme liegt vermutlich jenseits der reinen Rohstoff- und Energie-fragen. Es gilt, auch die unverfügbaren Ele-mente der Natur in den Blick zu nehmen.“ Auf der einen Seite sei die technische Zivi­lisation das perfekte Entropie-Programm. Das mit Gruhl zu sehen sei wichtig, um nach den Heilungskräften, den Regenerationsmöglichkeiten zu fragen. Das schloss für Beleites aus, Ressourcenschutz durch Land-schaftszerstörung zu erkaufen: „Aus der Perspektive einer konser-vativen Ökologie darf Umweltschutz nicht zu Landschaftszerstörung und Heimat­verlust führen. Wir werden ‚unsere Umwelt‘ nicht schützen, wenn mit gigantischen Wind­parks die Landschaften ihrer Würde beraubt werden und sogar der Meereshorizont mit rotierenden Neubauten verstellt wird.“ Im Gegenteil, wenn man das Uexküll’sche Prinzip verstanden haabe, wonach die Umwelt Teil der Innenwelt ist, dann sei „jeder Angriff auf unsere landschaftliche Umwelt auch ein Angriff auf die Grundlagen unserer seelischen Verfassung.“

Die Dekonstruktion des Nationalen als Problem
Prof. Lothar Maier

Der emeritierte Professor für Verbraucherschutz, Lothar Maier, ging der Frage nach der Bedeutung des Patriotismus für die ökologische Frage nach. Dabei ging Maier auf ein Zitat von Herbert Gruhl ein, das da lautet: „Der begrenzte Zeithorizont der Wirtschaft ist identisch mit ihrer Gewissenlosigkeit“. Das Zitat lasse sich auch dahingehend verstehen, dass außer dem begrenzten Zeithorizont mit seiner aus­schließlichen Verpflichtung auf den schnellen Gewinn, „kaum noch Rücksicht auf die Interessen der Standorte genommen wird, an denen solche Unternehmen tätig  sind“. Der am Entstehungsort seines Unternehmens verankerte mittelständische Unternehmer werde meist auch eine „Mitverantwortung für das Wohlergehen seiner Stadt empfinden, das sich in sozialem oder kulturellem Engagement niederschlägt, aber ebenso auch in der Rücksicht­nahme auf die ökologischen Wirkungen des Produzierens an seinem Ort, in seiner Region.“ Genau das könne man vom „angestellten Manager eines multinationalen Konzerns nicht erwarten, für den die Interessen des Konzerns und die seiner sozialen Klasse an die Stelle des Patriotismus (und erst recht des Lokalpatriotismus) getreten“ seien.
Die Dekonstruktion des Nationalen sei ökologisch problematisch, sich an ihr zu beteiligen aber eine gute Voraussetzung, um bei den Grünen Karriere zu machen. – Ein Paradoxon, das man Gruhl nicht wird anlasten können, der hier vielmehr wegweisend blieb, mochten ihm viele auch nicht folgen.

Herbert Gruhls Liebe zur Welt, oder: Was sich von selbst versteht
Konrad Adam

Die universalistische Seite, wonach ökologische Politik grenzüber-schreitend sein werde oder zu kurz greifen müsse, behandelte Konrad Adam. Die Welt zu erhalten, in der und mit der gelebt würde, brauche nicht endlos diskutiert zu werden im Sinne eines Habermaschen Dis­kurses, das verstehe sich von selbst oder sollte sich von selbst verstehen. Eine Kultur brauche Selbstverständ­lichkeiten, wozu auch das Gegen-seitigkeitsprinzip gehöre, dass man das, was einem nicht angetan werden will, auch anderen nicht antue. Kant habe das in seinem Kate­gorischen Imperativ nur weiter ausformuliert und begründet, Albert Schweitzer das Diktum von der Ehrfurcht vor dem Leben uns mit auf den Weg gegeben – ein Weg, für den auch Gruhl mit seinem Buch „Ein Planet wird geplündert“ eine Wegmarke setzte, wie in der Diskussion vertieft wurde. In der Diskussion wurde auch nach der AfD gefragt, welche Adam mitgegründet hat, die ihm auch patrio­tisch sei, aber mit dem Natur- und Umweltschutzanliegen tue sie sich schwer und könne damit die Jugend kaum erreichen.

Rathaus Hannover

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